Der Heilige Dionysius

Die Wulsdorfer Dionysiuskirche ist nach dem Heiligen Dionysius benannt und dessen Schutzherrschaft unterstellt. Dieser wurde als Bischof von Paris in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts für seinen Glauben auf dem Montmatre hingerichtet. Er soll der Überlieferung nach mit dem Kopf in der Hand noch ein Stück weit gegangen sein.

Der von Paulus bekehrte Dionysius (Apostelgeschichte 17, 34) dagegen soll der erste Bischof von Athen gewesen sein und ebenfalls den Märtyrertod erlitten haben. Als sein Werk tauchten seit dem 6. Jahrhundert Schriften auf, die in Frankreich den größten Einfluss gewannen, wo man den Verfasser mit dem als Schutzheiligen verehrten Dionysius von Paris identifizierte.

Der Heilige Dionysius von Paris wurde der Hausheilige der Karolinger. Vom 8. - 10. Jahrhundert wurde der Dionysiuskult auch in die fränkische Mission aufgenommen.

Die Christianisierung des Vielandes, zu dem Wulsdorf gehörte, erfolgte im 8./9. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde den Kirchen häufig das Dionysius-Patrozinium übertragen.

Egon Stuve

Etliche Sagen und Geschichten ranken sich naturgemäß um diesen Heiligen aus alter Zeit. Eine davon wollen wir hier wiedergeben:

 

 

 

 

 

 

DER HEILIGE DIONYSIUS

Nach Knöner aus "Niedersachsens Sagenborn" Hildesheim 1909

Südöstlich von Lehe, nahe der Landstraße, die von Lehe über Geestemünde-Geestendorf nach Bremen führt, liegt der Klushof. In alten Zeiten stand hier das erste christliche Gebäude dieser Gegend, die Kapelle zum heiligen Kreuz. Fromme Mönche verkünden dort zuerst den heidnischen Sachsen das Evangelium.

Während der Kriege, die Karl der Große mit den Sachsen führte, wirkte hier der heilige Dionysius aus Frankreich. Als nun der Große die Sachsen wiederholt besiegt hatte, geschah es, dass er gegen die Mauren in Spanien kämpfen musste. Da empörten sich die Sachsen unter Anführung ihres Herzogs Wittekind und übten Rache, vor allem an den christlichen Sendboten, die unter ihnen lehrten: sie töteten sie und zerstörten ihre kirchlichen Gebäude. Das Los traf auch den Friedensboten, der in der Kapelle auf dem Klushof lehrte. Eines Tages sah er, wie eine Schar ergrimmter Sachsen mit Schwertern und Streitäxten auf ihn einstürmte. Dionys schien sein Tod unvermeidlich. Um aber der Lehre des Herrn auch im Sterben noch einen Dienst zu erweisen, und seinen Mördern mit seinem unschuldigen Tode zu nützen, sprach er zu ihnen: „Ihr glaubt nicht an das Wort, das ich Euch verkündet habe; aber dennoch ist es gewisslich wahr! Zum Beweise dessen gebt mir, wenn Ihr mich enthauptet habt, meinen Kopf in die Hände und ich will mit ihm noch eine Strecke des Weges dahingehen. Da, wo ich niederfallen werde, sollt Ihr mich begraben.

Das Wort reizte seine Mörder nur noch mehr. Sie gingen die Bedingung ein, schlugen ihm das Haupt ab und gaben es ihm in die Hände. Und siehe, der Enthauptete hielt es fest und schritt damit vom Klushof bis zu der Stelle, wo jetzt noch ein Stein mit Inschrift sein Grab zeigt.

Chronik von Wulsdorf S. 25